Die ab Heft 1/2015 von Prof. Dr. Jens Schröter als Hauptherausgeber zusammen mit dem Graduiertenkolleg Locating Media (Universität Siegen) und Prof. Dr. Benjamin Beil (Universität zu Köln) herausgegebene kultur- und medienwissenschaftliche Zeitschrift Navigationen widmet sich in ihrer aktuellen Ausgabe (1/2022) dem Thema Navigieren.
Navigieren ist längst kein Unikum professionalisierter Seefahrer:innen mehr, sondern als Smartphone- und Browser-Praktik fester Bestandteil des vernetzten digitalen Alltags. Da Wegfindungen durch On- und Offline-Räume navigationsspezifische Formen von Medienkompetenz voraussetzen und hervorbringen, fordern sie die Intensivierung der medienkulturwissenschaftlichen Beschäftigung mit den situierten und technisierten Medienpraktiken der Navigation geradezu heraus. Die Ausgabe nimmt diesen Befund zum Anlass, polyperspektivische Zugänge zum »Navigieren« vorzustellen. Die körper-, kultur- und medientechnischen Facetten des Navigierens stehen dabei ebenso im Fokus wie ihre historischen Ausgestaltungen, die Arbeit am und im Datenmaterial von Navigationsmedien und die Theoretisierung postdigitaler Sensor-Medien-Kulturen, die dem Umstand Rechnung trägt, dass es nicht allein Daten, Dinge und Körper sind, die es zu navigieren gilt, sondern zunehmend nicht-menschliche Akteure selbst zielgerichtete Raumdurchquerungen praktizieren. Fehlt es in der (deutschsprachigen) Medienkulturwissenschaft bislang an einer Bündelung heterogener navigationsspezifischer Forschungsarbeiten, gibt diese Ausgabe einen Überblick über das Feld, seine Forscher:innen und Fragestellungen. Denn trotz des Spatial Turns in den Humanities und einer Konjunktur geomedialer Arbeiten, scheint die synthetisierende Fokussierung auf Medien und Praktiken des Navigierens in historischer, ethnografischer, technischer und theoretischer Perspektive bislang ein Desiderat darzustellen.
Navigation is no longer unique to the context of professional seafaring, but has become an integral part of networked digital everyday life enabled through smartphones and web browsers. Indeed, finding one’s way through online and offline spaces increasingly presupposes and produces specific forms of media competence one could call »navigational«. In this, a media cultural studies’ perspective on the situated and ›technologized‹ media practices of navigation become imperative to understanding the contemporary media landscape. Issue 1/22 of Navigationen answers this call by presenting polyperspectival approaches to »navigating«. The contributions discuss the bodily, cultural, and media-technical facets of navigation, as well as its historical forms, the work on and in the data produced by and with navigational media, and the theorization of post-digital ›sensor media cultures‹. In doing so, the issue acknowledges that not only do data, things, and bodies need to be ›navigated‹ in the context of logistics, but that the increasingly autonomous wayfinding processes of non-human actors change the notion of navigation itself. As (German language) media cultural studies has so far lacked a convincing compilation of heterogeneous approaches to studying navigation, this issue provides an overview of the field, its researchers and questions. Despite the spatial turn in the humanities and a recent surge in geomedia studies, an approach towards the media and practices of navigation that combines historical, ethnographic, technical and theoretical perspectives, has remained a desideratum until now. The issue fills this gap.
Spätestens seit der geradezu surreal anmutenden Auferstehung ABBAs in Form von "Hologrammen" ist der Begriff der Holographie wieder allseits bekannt. Dabei handelt es es sich bei den "Abbataren" mitnichten um Holographie, sondern um hyperrealistische Computergrafik, die durch Motion Capture gesteuert und per Videorückprojektion (vergleichbar mit den "Phantasmagorien" des 19. Jahrhunderts) bzw. heute mit extrem hochauflösenden Displays auf die Bühne gebracht wird.
Jenseits dieser modischen und falschen Verwendung des Begriffs hat es aber tatsächlich Versuche des holographischen Kinos gegeben. Pionier V.G Komar entwickelte in der UdSSR um 1976 den ersten Prototypen eines holographischen Kinematographen. Von dort zieht sich bis heute eine Linie von Versuchen, den nonperspektivischen Bildtyp der Wellenfrontrekonstruktion – kurz Holographie -, dessen Prinzip erstmal 1948 durch Denis Gabor demonstriert wurde, für Bewegungsbilder zu nutzen. Dies ist jedoch mit einer Reihe von Problemen behaftet: Die ungeheure Informationsfülle holographischer Bilder macht eine Digitalisierung der (ursprünglich analogen) Holographie und mithin den Transfer von Bilddaten über Netze (Streaming) praktisch unmöglich und Farbe kann nicht leicht wiedergegeben werden. Weiterhin erzeugte ein wirklich holographisches Kino ganz neue ästhetische, narrative und rezeptive Herausforderungen. In einer wirklich dreidimensionalen Szene (nicht pseudo-3D, wie im bekannten stereoskopischen Kino) kann es zu Verdeckungen kommen, die je nach Zuschauerplatz unterschiedlich viel Information freigeben. Wie geht man narrativ damit um? Und generell: Eine wirklich dreidimensionale Präsentation macht einen fixierten Zuschauerplatz, wie im Kinodispositiv, tendenziell sinnlos etc.
Im aktuellen Heft der Zeitschrift für Medienwissenschaft ist ein neuer Text (peer reviewed) von Jens Schröter erschienen, der den Eurozentrismus des Bildbegriffs befragt.
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Die lyrische Intervention finden Sie hier!
(Bild: Untitled (Yellow and Blue), Mark Rothko, 1954, Öl auf Leinwand, 242 × 186 cm, Privatsammlung)