Spätestens seit der geradezu surreal anmutenden Auferstehung ABBAs in Form von "Hologrammen" ist der Begriff der Holographie wieder allseits bekannt. Dabei handelt es es sich bei den "Abbataren" mitnichten um Holographie, sondern um hyperrealistische Computergrafik, die durch Motion Capture gesteuert und per Videorückprojektion (vergleichbar mit den "Phantasmagorien" des 19. Jahrhunderts) bzw. heute mit extrem hochauflösenden Displays auf die Bühne gebracht wird.
Jenseits dieser modischen und falschen Verwendung des Begriffs hat es aber tatsächlich Versuche des holographischen Kinos gegeben. Pionier V.G Komar entwickelte in der UdSSR um 1976 den ersten Prototypen eines holographischen Kinematographen. Von dort zieht sich bis heute eine Linie von Versuchen, den nonperspektivischen Bildtyp der Wellenfrontrekonstruktion – kurz Holographie -, dessen Prinzip erstmal 1948 durch Denis Gabor demonstriert wurde, für Bewegungsbilder zu nutzen. Dies ist jedoch mit einer Reihe von Problemen behaftet: Die ungeheure Informationsfülle holographischer Bilder macht eine Digitalisierung der (ursprünglich analogen) Holographie und mithin den Transfer von Bilddaten über Netze (Streaming) praktisch unmöglich und Farbe kann nicht leicht wiedergegeben werden. Weiterhin erzeugte ein wirklich holographisches Kino ganz neue ästhetische, narrative und rezeptive Herausforderungen. In einer wirklich dreidimensionalen Szene (nicht pseudo-3D, wie im bekannten stereoskopischen Kino) kann es zu Verdeckungen kommen, die je nach Zuschauerplatz unterschiedlich viel Information freigeben. Wie geht man narrativ damit um? Und generell: Eine wirklich dreidimensionale Präsentation macht einen fixierten Zuschauerplatz, wie im Kinodispositiv, tendenziell sinnlos etc.