Medien Verstehen
Marshall McLuhans
Understanding Media
zum Fünfzigsten

27.28.11.2014, Universität Siegen, Artur-Woll-Haus


1964 erschien bei McGraw-Hill in New York das Buch Understanding Media. The Extensions of Man des kanadischen Literaturwissenschaftlers Marshall McLuhan. Das 50-jährige Jubiläum der Erstpublikation bietet Anlass, sich eingehender mit dem von McLuhan skizzierten Programm einer allgemeinen Medienwissenschaft auseinanderzusetzen. Ist McLuhans Buch dafür bloß von historischem Interesse? Oder kann man mit Understanding Media heute (noch) Medien verstehen? Wie soll man sich in der medienwissenschaftlichen Forschung auf dieses umstrittene Gründungsdokument der Disziplin beziehen?

Nach dem großen Aufmerksamkeitserfolg von Understanding Media fand McLuhan in den 1970er und 1980er Jahren kaum mehr Beachtung. Erst mit der gesamtgesellschaftlichen Durchsetzung des Internets und dessen multimedialen Diensten seit den 1990er Jahren kam es (in der Öffentlichkeit wie in der Medienwissenschaft) zu einer McLuhan-Renaissance. Wie schon in den 1960er Jahren ist die Auseinandersetzung mit seinen Ideen aber auch heute nicht selten von einem einfachen Gegensatz geprägt: McLuhan wird entweder als Wirrkopf abgetan oder als prophetischer Medienkritiker des digitalen Zeitalters gefeiert. In beiden Fällen bleibt es jedoch meist bei partikularen und flüchtigen Lektüren seiner Texte (was McLuhan durch seinen berüchtigten Schreibstil mitverschuldet hat).

Jenseits eines solchen Schematismus werden an der Tagung eingehende Lektüren von Understanding Media vorgestellt und diskutiert, die McLuhans medientheoretisches und -geschichtliches Denken auf seine (vergangene wie gegenwärtige) disziplinäre Bedeutsamkeit hin prüfen. Es geht also nicht in erster Linie darum zu klären, ob McLuhans Analysen aus den 1960er Jahren »richtig« waren oder ihre Ergebnisse auf heutige mediale Konstellationen übertragen werden können. Vor allem sollen die impliziten Voraussetzungen und die argumentativen Mechanismen von McLuhans Programm einer allgemeinen Medienwissenschaft anhand ausgewählter Aspekte rekonstruiert werden. Erst auf dieser Grundlage kann die Tauglichkeit des in Understanding Media formulierten Programms für aktuelle Fragen der Medienwissenschaft eingeschätzt werden.

 

Universität Siegen, Fakultät I: Philosophische Fakultät
Professur für Theorie und Praxis multimedialer Systeme